Klimaschutz oder Marketing-Trick? Wie grün sind Klimaneutralitätslabels wirklich?
Die Klimakrise ist zweifelsohne das drängendste Thema unserer Zeit. Sie hat viele Unternehmen dazu veranlasst, ihre Produkte mit Labels wie “Klimaneutral“, “Klimafreundlich” und “Klimapositiv” zu kennzeichnen, in der Hoffnung, den Verbrauchern ein gutes Gewissen beim Kauf zu vermitteln.
Mittlerweile werden schon 10% aller Lebensmittel in den Supermärkten mit einem Klima oder Umwelt-Versprechen angeboten. Doch es sind nicht nur Lebensmittel, sondern auch eine Vielzahl an anderen Produkten, die als “grün” und “klimafreundlich” beworben werden.
Diese Labels suggerieren uns, dass wir die Ware bedenkenlos kaufen können, weil der Hersteller schon dafür gesorgt hat, dass bezüglich „Klima“ alles geregelt ist. So greifen wir Verbraucher gerne zu Produkten, die als nachhaltig gekennzeichnet sind und ein Label tragen, das auf Klima oder CO₂ Bezug nimmt. Wenn dazu noch das Versprechen kommt, dass irgendwo auch noch ein Bäumchen gepflanzt werden würde, um den Klimawandel zu verlangsamen oder sogar umzukehren, kaufen wir – ohne genau zu wissen, ob diese Versprechungen auch eingehalten werden.
Doch wie verlässlich sind solche Siegel und Zertifikate eigentlich?
Jedes Unternehmen kann seine eigenen Labels kreieren und Behauptungen über die Klimafreundlichkeit seines Produkts aufstellen. Es gibt derzeit keine gesetzliche Regelung für solche Aussagen – das sollte man wissen!
Manche Unternehmen werben damit, dass ihre Produkte klimaneutral hergestellt seien. Wenn man bedenkt, dass dies den Transportweg (der 90% der Emissionen ausmacht) ausschliest, erscheint diese Aussage in einem völlig neuen Licht.
Die Idee mit den Labels ist so simpel wie verführerisch. CO₂- Emissionen, die für die Produktion und Transport einer Ware anfallen, werden dadurch ausgeglichen, dass beispielsweise Bäume in Afrika gepflanzt werden. Für diese Bäume werden Zertifikate für eingespartes CO₂ generiert, die andere Firmen kaufen können, um ihre Klimabilanz aufzuhübschen.
Leider lässt sich der genaue Fussabdruck eines Produktes nur annähernd berechnen. Hinzu kommt, dass weder die Menge noch der Preis dieser Klimazertifikate kontrolliert oder gesetzlich geregelt sind.
Eine Untersuchung der Verbraucherorganisation Foodwatch zeigt, dass Werbung mit “Klimaneutralität” häufig irreführend ist. Daher fordert Foodwatch ein Verbot solcher Werbeaussagen. Aber wie können wir sicher sein, dass die versprochene Kompensation tatsächlich stattfindet?
Die Untersuchung ergab, dass nur etwa 2% der Projekte, die zur Kompensation von Emissionen genutzt werden, tatsächlich das halten, was sie versprechen. Die meisten dieser Projekte sind in der Praxis kaum überprüfbar, wie beispielsweise der Schutz von Regenwaldgebieten.
Zwei Reporterinnen der Wochenzeitung DIE ZEIT haben 2022 drei „Klimaneutral“-Label von drei unterschiedlichen Anbietern von Klima-Zertifikaten für eine nicht existierende Firma (einem fiktiven Blumenladen) erwerben können.
Bei keinem der drei Anbieter mussten Belege für den CO2-Fußabdruck vorlegt oder der Nachweis über die Reduzierung von CO2-Emissionen erbracht werden.
Es ist leider so: Die CO₂-Zertifikate, die von einschlägigen Unternehmen erworben werden können, sind Teil eines profitorientierten Geschäftsmodells. Sie erlauben es den Unternehmen, ihre Produkte unabhängig von ihrer tatsächlichen Umweltbelastung als klimafreundlich zu deklarieren. Foodwatch merkt an, dass hinter dem Klimaneutral-Label ein florierendes Geschäft steht, von dem alle profitieren – außer dem Klimaschutz.
Wir sollten uns also nicht ausschließlich auf Labels verlassen, sondern selbst aktiv werden, um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Das bedeutet, weniger zu verbrauchen, Abfall zu reduzieren, lokal und saisonal einzukaufen und auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Nur so können wir wirklich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Zusammengefasst ist es entscheidend, bei der Verwendung von Klimasiegeln und -zertifikaten skeptisch zu sein und aktiv einen nachhaltigen Lebensstil zu verfolgen. Wir sollten uns also nicht von profitorientierten Geschäftsmodellen täuschen lassen, sondern uns selbst bewusst für den Schutz unseres Planeten einsetzen.